Was tun bei Unwetter

Unwetter | CAMPER NOMADS PODCAST 

Heute geht es um das Thema Unwetter! Wir schwitzen hier am bisher heißesten Tag in unsere Mikros und teilen unsere Tipps und Erfahrungen mit euch. Mit dabei sind Britta und Patrick, ihr findet sie auf Instagram unter Natur.Tier.Mensch  und patrick_ric_nic.

Britta ist seit Januar komplett im Wohnmobil unterwegs, sie hatte drei Monate einen Saisonjob in Bayern und dort ein einschneidendes Erlebnis: Vor Kurzem gab es dort heftigen Hagel (in der Größe von Tischtennisbällen) und krasse Gewitter. Britta fühlt sich in ihrem rollenden Zuhause nicht mehr sicher, hat mich (Anja) um Rat gefragt, da ich auch mal ein Alkoven-Wohnmobil hatte. Wir haben dann Patrick zurate gezogen.

Warum ist er unser Experte? Patrick ist selbst seit vielen Monaten im Dachzelt unterwegs und war zudem jahrelang Fachmann für Wohnmobilbau. Außerdem ist er ein Starkstromprofi  er erneuert Seile auf Hochspannungsleitungen. Daher ist der gelernte Elektroinstallateur unser perfekter Mann für dieses Thema.

 Zunächst erfahrt ihr etwas über Hagel und Gewitter. Später gehen wir aber auch noch auf Sturm und Hitze ein.

Wie kann man sich also am besten schützen? Und was gibt es zu beachten?

Hagel

Brittas Horrorerfahrung war hauptsächlich mit Hagel in Bayern. Glücklicherweise bereits in Wohnmobil, konnte sie hautnah miterleben, wie pechschwarze Wolken sich mit grellen Blitzen abwechselten und Menschen, die mit ihr am See standen, panikartig ihre sieben Sachen zusammenrafften und das Weite suchten. Ihre Fotos sprechen Bände: Hagelkörner mit gut 6 cm Durchmesser. Gemütlichkeit bei Gewitter und der Einschlag von tennisballgroßem Hagel sind definitiv zwei verschiedene Dinge. Auch Britta packte ihr wichtigstes Hab und Gut zusammen und suchte Zuflucht im nahegelegenen Kiosk:

„Ich habe nur gebetet, dass meine Dachfenster halten und habe dann den Hagelschauer abgewartet. Ich hatte das erste Mal Angst um mein Leben.“

 

Was sind die größten Gefahren bei Hagel?

Sicherlich das Risiko einer Verletzung beim Aufenthalt draußen, aber auch, dass Dachfenster oder andere Autoteile ihr Leben lassen oder zerstört werden. Generell sind auch die „Nachwehen“ sicherlich nicht zu verachten, das musste auch Britta feststellen: Ein paar Tage nach dem Unwetter geriet sie erneut in ein – normales- Gewitter, doch die Panik war sofort wieder allgegenwärtig. Besonders wichtig ist also: Nicht in Panik geraten, sondern Ruhe bewahren.

Patrick bestätigt: Hagelschäden sind mit die teuersten Schäden an Wohnmobilen. Hauptsächlich kaputte Fenster und Dellen machen vielen Leuten zu schaffen. Gerade tiefe Dellen können Folgeschäden durch Feuchtigkeit und Rost nach sich ziehen.

 

Wie kann ich vorbeugen?

Am banalsten ist sicherlich: den Wetterbericht beachten. Wenn man dennoch von einem Hagelschauer erwischt wird, kann man auf jeden Fall unter einer Brücke Schutz suchen.

Bei Bäumen besteht wieder das Risiko abknickender Äste, eine Notfallhilfe können sie aber sein.

Britta hat noch einen Geheimtipp für Wochenenden: Gewerbegebiete bieten oft große ausladende Dächer zum Unterstellen.

 

Gewitter

Autos und Kastenwagen sind relativ sicher bei Gewitter: Jeder hat schon einmal vom Faraday’schen Käfig gehört. Wohnmobile mit Alu–Außenhaut sind ebenfalls hilfreich. Alu leitet noch besser.

Ein großes Problem hingegen sind GFK-Wohnmobile: Dort kann ein Blitz einfach durch das GFK und letztendlich auch durch die Person hindurch einschlagen.

Tendenziell schlagen „nur“ 10 % der Blitze ein – diese suchen sich aber immer den einfachsten Weg mit dem besten Leiter.

Wo stelle ich mich denn dann am besten hin bzw. welche Plätze meide ich?

Wichtig ist es, erhöhte Lagen zu meiden. Ebenso, wie man nicht neben einzelnen Bäumen oder nahe an Gewässern stehen sollte. Auch alleine auf einem weiten Feld ist keine gute Idee – in dem Fall wären wir dann der höchste Punkt und damit absolut interessant.

Eine bessere Lösung: Stellt euch in Orte, in die Nähe von Häusern. Dort ist man für das Gewitter nicht als einzelner Punkt auszumachen und daher uninteressant. Einkaufszentren haben zudem meist Blitzableiter, neben ihnen steht man also sicher.

Hilfreich ist hier auch wieder die Wettervorhersage – Gewitter lassen sich relativ zuverlässig vorhersagen. Dann sollte man lieber den noch so schönen Stellplatz wechseln.

Patrick hat noch Tipps zur Bestimmung von erhöhtem Gewitterrisiko: Extreme Schwüle und plötzlich aufkommender Wind sind gute Indikatoren. Auch nimmt das Vogelgezwitscher ab und die Stechmücken werden aggressiver.

Zurück zu unseren Wohnmobilen: Wo ist denn dort ein guter Platz, wenn der Mensch der Leiter ist?

Patrick geht von den Standard-Alkoven–WoMos aus: „Wenn das Dach bis über die Fahrerkabine ragt, ist diese sicherlich ein guter Ort, um sich aufzuhalten. Bei Dachzelten und Wohnwagen würde ich ins Auto gehen.“

Er habe allerdings keine dokumentierten direkten Blitzeinschläge in Wohnwagen und Wohnmobile finden können.

Wie kann ich vorbeugen/mich schützen?

Naheliegendes zuerst: Türen und Fenster sollte man schließen.

Ferner solltet ihr alle elektrischen Geräte ausschalten und nicht abwaschen/duschen.

Ihr solltet nicht in den Alkoven oder das Dachzelt gehen, den Kopf nicht in die Nähe des Daches halten und keine metallischen Gegenstände berühren, die mit der Karosserie verbunden sind.

Um euch vor Überspannung zu schützen, sollten 230 Volt-Kabel vom Camper getrennt sein.

Bei Gewitter kann man gut vorbeugen und das sollte man auch definitiv tun.

 

Sturm

Bei Sturm helfen euch diese Tipps:

Ihr könnt ganz dicht an einem Gebäude parken oder das Fahrzeug längs in den Wind stellen, falls ihr kein Gebäude in der Nähe habt.

Auch bei Sturm gilt im Dachzelt: Besser ins Auto ausweichen, es wird sonst extrem laut und wackelig.

Falls ihr eine Markise oder Ähnliches rausgefahren habt – baut am besten alles ab. Dauert das zu lange, spannt alles sehr sehr fest ab. Zudem solltet ihr die Fenster schließen.

Wenn ihr während der Fahrt in einen Sturm geratet, dann gilt: Mit größeren Fahrzeugen langsamer fahren, gerade auf großen, freien, ungeschützten Strecken. Noch besser: anhalten und Schutz suchen. Hier zählt definitiv, Vorsicht ist besser als Nachsicht.

 

Hitze

Am besten sucht ihr euch Schatten und sorgt für Durchzug im Fahrzeug.

Je nachdem könnt ihr zum Arbeiten in klimatisierte Gebäude ausweichen.

Nasse Tücher ins Fenster hängen oder auf Stirn und Nacken legen, hilft zusätzlich.

Auch solltet ihr vorher euren Stellplatz erkunden: Wer ausschlafen will, der parkt klug, damit ihm morgens nicht direkt die Sonne auf die Stirn brennt.

Natürlich ist auch der Klassiker immer hilfreich: viel trinken.

 Patricks zusammengefasste Tipps für euch, um Unwetter besser zu überstehen:

Vorbeugen! Zur Not auch mit einer „Trockenübung“ 😉 Seht euch den Ort an, an dem ihr steht und schaut euch Ecken an, die ihr bei Unwetter ansteuern könnt. Und vor allem: Ruhe bewahren. Behaltet das Wetter im Auge, sei es über eine Vorhersage oder kleine Hinweise in der Natur und wechselt notfalls den Stellplatz.

Was sind eure Erfahrungen? Lasst es uns wissen!

Was passiert im Schadensfall? Wie kann ich mich versichern? Das erzählt uns Jens Müller, Versicherungsexperte und Anjas Bruder, in der nächsten Folge.

 

Hier könnt ihr euch die Folge auch anschauen:

 

https://www.youtube.com/watch?v=WmX9yZtMyz8 

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